Humanistische Lebenskunde
an der Grundschule am Traveplatz

Zum Angebot unserer Schule gehört auch das freiwillige Unterrichtsfach Humanistische Lebenskunde. Es wird an Berliner Schulen gleichberechtigt neben dem Religionsunterricht angeboten.

Grundlage des Lebenskundeunterrichts sind wissenschaftliche Erkenntnisse über die Natur und die Gesellschaft. Unser Ziel ist, Lebensorientierungen, die auf weltlich-humanistischen Traditionen beruhen, zu vermitteln. Das heißt: Der Mensch als verantwortungsvolles, solidarisches, tolerantes und selbstbestimmtes Individuum steht nicht nur im Mittelpunkt des Humanismus, sondern auch unseres Unterrichts.

Wer unterrichtet humanistische Lebenskunde an der Grundschule am Traveplatz?

lebenskunde
J. Zerbo, MA Ethnologie, Soziologie & Islamwissenschaften S. Scheffler, MA Erziehungswissenschaften & Europäische Ethnologie,

Humanistische Lebenskunde – lernen wir da, wie das Leben ist?

Ob einer etwas Besonderes erlebt hat, ob er glücklich, traurig oder ärgerlich ist oder sich Gedanken gemacht hat und etwas dazu fragen möchte – in der Lebenskundestunde kann alles gesagt werden! Gemeinsam wird dann besprochen, ob andere ähnliches erlebt oder gedacht haben. Oft kommen unterschiedliche Meinungen zusammen, wie man z.B. mit Angst, Wut oder Traurigkeit umgehen kann, was zu einer echten Freundschaft gehört oder warum es ein unangenehmes Gefühl ist, wenn man nicht die Wahrheit sagt.

Meistens geht es darum, wie wir uns im Leben richtig verhalten können. Nur, wer sagt einem schon, was richtig und falsch ist? Erstmal tun das die Eltern und Lehrer, aber je älter wir werden, desto mehr müssen wir selbst die Verantwortung übernehmen und uns dabei nach Gesetzen, Regeln oder Vorschriften richten. Und wenn man anderer Meinung als Eltern und Lehrer ist? Auch Gesetze und Vorschriften sind manchmal schwer einzuhalten. Wer hat noch nie gelogen, war nie gemein und hat nie daran gedacht, jemandem weh zu tun oder etwas wegzunehmen.

In Lebenskunde lernen wir, uns nicht darauf zu verlassen, was uns vorgeschrieben wird, sondern uns Gedanken zu machen, was wir in unserem Leben für richtig halten, wie wir selbst glücklich sein und gleichzeitig alle Menschen gut miteinander auskommen könnten. Dazu gehört zunächst kennenzulernen, wie verschiedene Menschen überhaupt sind: Es gibt lange und kurze Nasen, große und kleine Ohren, braune und weiße Haut. Manche sprechen deutsch, andere vielleicht türkisch oder arabisch. Manche tragen Schleier und Kopftücher, andere Miniröcke und Bikinis. Manche freuen sich auf’s Zuckerfest, andere auf Weihnachten oder das Neujahrsfest und alle sicher auf den Geburtstag. Aber jeder Mensch hat schließlich das gleiche Recht, im Leben sein Glück zu suchen. Und jeder ist traurig, wenn andere um ihn herum ihn nicht mögen, nur weil er vielleicht ein bisschen anders aussieht oder redet.

In Lebenskunde vergleichen wir, was es bei uns und in anderen Ländern für unterschiedliche Möglichkeiten gibt, die Welt zu sehen und zu gestalten. Macht ein Kind in Indien dasselbe glücklich wie eines bei uns? Was braucht ein Mensch, um glücklich zu sein, und was ist überhaupt „Glück“? Wie kann es auf der Welt gerechter zugehen, und was können wir dafür tun? Inwieweit bestimmen wir unser Handeln und Denken selbst?

Lebenskunde ist aber nicht nur miteinander reden. Wir hören Geschichten und Lieder, malen und basteln, um unsere Gedanken darzustellen. Wir üben auch, unsere fünf Sinne zu erkennen und bewusst zu gebrauchen, um die Welt in ihrer ganzen Vielfalt wahrzunehmen, wie im Spiel „Gefühlsburg“: Einer versucht, eine geheim verabredete Berührung herauszufinden, um sich den Kreis der Gruppe „aufzuschließen“. Oft machen wir auch Rollenspiele, das heißt wir spielen wie im Theater Situationen aus unserem Leben nach, in denen es schwer ist, für sich selbst die richtige Entscheidung zu treffen.

So ist es immer wieder spannend, sich mit dem Schönen und auch den Herausforderungen in unserem Leben zu beschäftigen. Alle bekommen Hilfen bei der Entwicklung einer eigenen Weltanschauung und lernen, sich selbständig und verantwortlich anderen Menschen und ihrer Umwelt gegenüber zu verhalten. Für die Lehrerin ist der Unterricht eine wunderbare Gelegenheit, von der offenen Herangehensweise von Kindern an Sinnfragen zu lernen und Entscheidungen im eigenen Leben oft noch einmal ganz neu zu betrachten. Und vor allem lernen die Kinder ganz viel voneinander durch den regen Austausch im Lebenskundeunterricht.

Was passiert im Unterricht?

Lebenskunde orientiert sich wie oben dargestellt an den Erfahrungen, Gefühlen und der Gedankenwelt der Schülerinnen und Schüler. Ihre Lust, die Umwelt und sich selbst zu erleben und zu erkennen sowie ihre Fragen nach dem Sinn des Lebens prägen den Unterricht. Dabei knüpft Lebenskunde an das in anderen Fächern erworbene Wissen an. Inhaltliche Grundlage gibt ein Rahmenplan, der in die drei großen Lernfelder I Das Individuum im sozialen Umfeld, II Verantwortung für Natur und Gesellschaft sowie III Weltdeutungen und Menschenbilder gegliedert ist.

 

Themen in der Grundschule sind u.a.:

  • „Dich find ich gut“ – Freunde finden und verschieden sein
  • „Ich kann nicht alles können“ – Stärken und Schwächen
  • „Wohin mit meiner Wut?“ – Umgang mit Gefühlen
  • „Bei euch geht es ganz anders zu“ – Alltag in Familien
  • „Erst die Henne, dann das Ei?“ – Nachdenken über Zeit und Raum
  • „Frische Luft aus der Konserve“ – Natur und Umweltschutz
  • „Dem Leben selber einen Sinn geben“ – Weltlicher Humanismus
  • „Wie sieht das Jahr 2040 aus?“ – Zukunftsängste und Zukunftshoffnungen
  • „Götter, Gurus, Heilige“ – Nachdenken über die Religionen der Welt
  • „Der Tod gehört zum Leben“ – Umgang mit Trauer und Verlust
  • „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – Kinderrechte – Menschenrechte
  • „Können Blumen glücklich sein?“ – Gemeinsam philosophieren

Wer kann teilnehmen?

Der Lebenskundeunterricht ist für alle Schülerinnen und Schüler offen. Die Teilnahme setzt eine entsprechende schriftliche Erklärung der Erziehungsberechtigten bei der Lebenskundelehrkraft voraus. Die Anmeldung gilt bis auf den schriftlichen Widerruf oder endet automatisch am Ende der Grundschulzeit. In der Regel ist der An- und Abmeldezeitraum der Beginn des Schuljahres, jedoch können nach persönlicher Absprache mit der Lehrkraft für humanistische Lebenskunde Sonderregelungen besprochen werden.

Wer ist für den Lebenskundeunterricht verantwortlich?

Für die Durchführung und Gestaltung des Faches Humanistische Lebenskunde ist der Humanistische Verband Deutschlands, Landesverband Berlin e.V., verantwortlich. Er qualifiziert die Lehrkräfte, erteilt die Unterrichtsbeauftragung und übt die Fach- und Dienstaufsicht aus. Rechtliche Grundlage ist § 13 des Berliner Schulgesetzes.

Wenn Sie mehr über Lebenskunde erfahren möchten:

Tel.: 030 – 613 904 60
Fax.:030 – 613 904 52
www.lebenskunde.de

Wenn sie mehr über den Humanistischen Verband Deutschlands erfahren wollen:

Tel: 030 – 613 904 10
Fax.:030 – 613 904 50
www.humanismus.de

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